Der Fieberkrampf – Minuten werden zu Stunden
Der schlimmste Moment meines Lebens
Mein kleiner Junge liegt auf meinem Bauch und schläft. Eine Erkältung mit Fieber schwächt ihn. Dann passiert es: Sein kleiner Körper fängt ganz plötzlich an zu krampfen, die Ärmchen und Beinchen zucken und seine Augen sind nach hinten verdreht. Mein Kind hat einen Fieberkrampf.
Die reine Panik durchströmt mich. Ich halte ihn noch im Arm, ganz locker und bin außer mir vor Furcht. Verzweifelt rufe ich Papa und er kommt schnell ins Zimmer. Er nimmt unseren Sohn auf den Arm und redet beruhigend auf ihn ein, er solle versuchen zu atmen. Dabei pustet er etwas Luft in seinen leicht geöffneten Mund. Wir sehen beide nicht, ob unser Sohn noch atmet oder nicht.
Sofort rufe ich einen Krankenwagen und beantworte immer wieder die gleichen Fragen, während sich langsam aus der Ferne die Sirenen nähern. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein und der Krampf, der nur ein paar Minuten andauert, fühlt sich an wie Stunden.
Der Krampf hört auf. Was mir vorkommt wie eine halbe Ewigkeit sind in Wirklichkeit nur ein bis zwei Minuten. Mein kleiner Junge ist total lethargisch, bleich mit bläulichen Lippen und völlig erschöpft. Am Telefon fragt der Rettungsassistent, ob er ansprechbar ist. Ich spreche mit meinem Sohn und versuche abzuklären, ob er reagiert. Ganz langsam hebt mein kleiner Schatz seinen Kopf ein wenig an und blickt in meine Richtung.
Wir atmen auf. Die Sirenen kommen immer näher und wir stehen bereits an der offenen Haustür. Die Sanitäter wickeln ihn in eine Wärmedecke, da er sehr zittert und ich fahre mit ihm ins Krankenhaus.
Was ist ein Fieberkrampf?
Fieberkrämpfe können ganz plötzlich ohne Vorwarnung auftreten. Mein Sohn hatte die Nacht über Fieber gehabt, über Mittag ging dieses runter. Während eines späten Mittagsschlafes schnellte das Fieber plötzlich wieder in die Höhe und löste den Fieberkrampf aus. Mehr dazu findet ihr auch unter dem Link zur Uniklinik Freiburg.
Typische Begleiterscheinungen sind:
- Nach hinten verdrehte Augen
- Bewusstseinsverlust
- Angespannter (oder erschlaffter) Körper
- Rhythmisches Zucken der Ärmchen und Beinchen
- Bläuliche Lippen
- Bleiches Gesicht
Bei uns traten sämtliche Symptome auf. Für Eltern ist es natürlich ein riesiger Schock, wenn das eigene Kind auf einmal einen Anfall bekommt. Ich habe noch nie so etwas Schlimmes erlebt.
Aus medizinischer Sicht gesehen stellt ein Fieberkrampf jedoch keine wirkliche Gefahr dar und hinterlässt keine Gehirnschäden. Doch das hilft in der Situation nicht wirklich.
Wann kann ein Fieberkrampf auftreten?
Drei bis fünf Prozent aller Kinder im Alter von sechs Monaten bis fünf Jahren erleben einen Fieberkrampf. Am häufigsten geschieht dies bei ein- bis dreijährigen Kindern. Nach einem erstmaligen Fieberkrampf steigt die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten Krampfanfall auf 30% an.
Krampfanfälle werden meistens durch Virusinfektionen ausgelöst. Das kann das 3-Tage-Fieber, Magen-Darm-Infektionen, Atemwegserkrankungen oder die Grippe sein. Aber auch andere Krankheiten, die ein Fieber auslösen, können dafür verantwortlich sein. Durch den schnellen Anstieg der Körpertemperatur versucht der kleine Körper die Infektion abzuwehren.
Der Krampfanfall ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des kindlichen Gehirns auf den schnellen Anstieg der Temperatur. Meistens kommen solche Anfälle bei mehreren Familienmitgliedern vor. Da liegt es nahe, dass es eine erbliche Veranlagung dafür gibt. Bei meinem Partner traten Fieberkrämpfe im Kindesalter sogar öfters auf.
Wichtig zu wissen ist, dass sowohl eine schnell ansteigende als auch schnell absinkende Körpertemperatur einen Krampfanfall auslösen kann. Das hat uns die behandelnde Ärztin im Krankenhaus erklärt.
Wie verhält man sich richtig?
Wie wir uns während des Fieberkrampfes verhalten haben, war nicht richtig. Wir wussten es aber nicht besser.
Stattdessen sollte man das krampfende Kind behutsam auf einen weichen Untergrund legen. Es sollten keine Gegenstände in der Nähe sein, an denen es sich verletzen kann. Das Köpfchen kann durch eine weiche Decke leicht gestützt werden.
Außerdem ist es wichtig, das Kind in die stabile Seitenlage zu bringen, damit es sich nicht an seiner Spucke oder Erbrochenem verschlucken kann. Auf keinen Fall sollte man sein Kind schütteln oder den Mund öffnen. Die genaue Dauer es Anfalls sollte ebenfalls festgehalten werden.
Durch das Lockern von enger Kleidung kann das Atmen etwas erleichtert werden. Die schwache Atmung entsteht durch die verkrampften Lungenmuskeln. Das war für mich einer der schlimmsten Aspekte. Mein kleiner Sohn hat fast nicht mehr atmen können. Wir haben uns extreme Sorgen gemacht und versucht, ihn zum Atmen zu bringen.
Nach dem Anfall sollte man die Temperatur messen und das Fieber senken. Zusätzliche Informationen gibt es auf den Websites der Uni KLinik Bonn oder der DGKJ (Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugend Medizin).
Warum sollte man ins Krankenhaus fahren?
Mir war sofort klar, dass ich den Notruf rufen musste. Als die Sanitäter kamen, bestätigten sie mir, dass meine Entscheidung richtig war.
Man sollte immer den Notarzt rufen, wenn ein Kind krampft. Da dies der erste Anfall meines Sohnes war, fuhren wir direkt ins nächste Krankenhaus. Dort können die Ärzte herausfinden, ob es noch andere Ursachen für den Fieberkrampf gibt. Eine stationäre Behandlung ist aus diesem Grund extrem wichtig.
Sie behielten uns bis zum nächsten Tag dort. Meinem kleinen Sohn wurde ein Zugang gelegt und Blut abgenommen. Dieser Moment war ebenfalls sehr schlimm. Mein Kind wusste nicht, was mit ihm geschieht und weinte, schrie und strampelte bitterlich umher. Es war sehr schwer zu ertragen, aber leider notwendig.
Die Nacht verbrachten wir in einem Gemeinschaftszimmer zusammen mit zwei anderen Müttern und Kindern. Ein Sauerstoffmessgerät war um den kleinen Zeh meines Sohnes gewickelt und löste sich bei jeder Bewegung. Das Gerät piepte, ich versuchte, das Messgerät wieder um seinen Zeh zu legen und die anderen Kinder weinten. An Schlaf war die Nacht nicht zu denken.
Am nächsten Morgen kam die Ärztin, um nach uns zu sehen. Sie erklärte, dass ein viraler Infekt die Ursache für den Krampfanfall gewesen sei. Ich habe uns dann auf eigenes Risiko aus der ärztlichen Behandlung entlassen, da ich uns nicht noch so eine Nacht zumuten wollte. Ich wollte einfach nur mit meinem Sohn nach Hause.
Was gibt es nach der Entlassung zu beachten?
Da mein kleiner Junge noch mitten im viralen Infekt steckte und ein erneuter Fieberanstieg wahrscheinlich war, erhielten wir das Notfallmedikament Diazepam (auch bekannt als Valium). Das Medikament wird wie ein Zäpfchen verabreicht und stoppt einen akuten Krampfanfall. Uns wurde mitgeteilt, dass wir bei erneutem Krampfen trotzdem zwei Minuten abwarten sollten, bis wir das Medikament geben. Wichtig zu wissen ist, dass das Kind nach Geben des Medikamentes zwei Tage im Krankenhaus verbringen muss.
Diazepam sollte gut gekühlt werden, weshalb wir zwei Ampullen erhielten. Eine sollte im Kühlschrank gelagert werden und die andere sollten wir stets bei uns tragen. Bei Spaziergängen hatten wir eine dabei und tauschten sie zu Hause gegen die gekühlte Ampulle aus. Über Nacht wanderte diese dann auch in den Kühlschrank.
Was war der Auslöser für den Krampf?
Am nächsten Morgen empfing uns unsere Kinderärztin und untersuchte unseren Sohn. Sie stellte fest, dass er an Mundfäule litt, einer Erkrankung, die durch Herpes Vieren ausgelöst wird. Wir hatten gerade erst angefangen, den Schock des Krampfanfalls zu verarbeiten, da kam die nächste Hiobsbotschaft: Mundfäule.
Die ersten Pusteln hatten sich bereits bei der Entlassung aus dem Krankenhaus gezeigt. Ab dem Besuch bei der Kinderärztin breiteten sie sich explosionsartig im ganzen Mund aus. Es war wirklich schlimm für unseren kleinen Schatz. Er hatte solche Schmerzen, dass er nichts essen oder trinken wollte.
Die Kinderärztin bestätigte uns, dass wir weiterhin Ibuprofen und Paracetamol-Zäpfchen geben durften. Diese verbesserten die Schmerzen zwar, aber leider nur zeitweise. Ich sorgte mich auch etwas über die Menge der verabreichten Medikamente. In den kommenden Tagen tauchten immer wieder neue Pusteln im Mund auf. Besonders ausgeprägt war die Infektion am Zahnfleisch und Gaumen. Man konnte kaum noch die zweiten Schneidezähnchen erkennen.
Um unserem Liebling das Essen so schmerzlos wie möglich zu gestalten, kauften wir jede Menge kühlen Joghurt und weichen Käse. Auch Quark und Buttermilch halfen. Leider hielt die Mundfäule geschlagene zwei Wochen lang an. Uns gingen langsam die Ideen aus. Unser Sohn hatte auch keine Lust mehr auf Joghurt, Käse oder Milch. Wir probierten es mit kalorienreichen Drinks, was aber auch nur bedingt funktionierte. Das Zähneputzen war fast unmöglich und ich versuchte, so wenig Druck wie möglich auszuüben.
Kann man zukünftig einen Fieberkrampf verhindern?
Es ist leider nicht möglich, einen Fieberkrampf zu verhindern oder ihm vorzubeugen. Durch den raschen Temperaturanstieg kann man die Krämpfe nicht vorhersehen. Ein hohes Fieber sollte jedoch mit den passenden Medikamenten gesenkt werden. Besonders, wenn das Kind leidet, ist es wichtig, schnell zu handeln. Hier spalten sich wahrscheinlich die Meinungen, da diese Reaktion des Körpers auf Krankheitserreger durchaus ihre Berechtigung hat.
Nachdem ich den Krampfanfall meines Kindes erlebt habe, ist es für mich selbstverständlich, ein fiebersenkendes Zäpfchen zu geben. Während darauffolgender Fiebertage habe ich meinen kleinen Schatz ganz genau beobachtet und war immer an seiner Seite.
Fazit
Auch heute ist die Angst vor einem erneuten Krampfanfall bei jeder fiebrigen Infektion meines Sohnes da. Besonders, weil sein Vater öfters Anfälle hatte, bin ich umso aufmerksamer und habe immer noch das Diazepam im Kühlschrank.
Dennoch ist es gut zu wissen, dass eigentlich nichts Schlimmes passiert und das Kind keinen Schaden davonträgt. Es sieht alles viel schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. Zum Glück bekommt das Kind den Anfall nicht bewusst mit und kann sich nicht daran erinnern.
Auf Anraten der Sanitäter werden wir auch bei zukünftigen Fieberkrämpfen den Notarzt rufen. Selbst, wenn wir danach nicht mehr mit ins Krankenhaus fahren. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so weit kommt, aber ich wäre auf jeden Fall besser vorbereitet.
Hoffentlich ist der Artikel hilfreich und ihr könnt etwas daraus für euch mitnehmen. Es ist ein ernstes Thema, aber auch eines, das mir sehr am Herzen liegt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir in den Kommentaren mitteilen könntet, ob ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt. Welcher Infekt war bei euch der Auslöser? Gab es bei euch mehrere Anfälle?
Viele Grüße,
Eure Jana
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2 Comments
Lilith
wow- danke, dass ihr das thematisiert!
Jana
Hallo Lilith,
es freut mich, wenn ich mit dem Beitrag etwas Licht ins Dunkle bringen konnte und vielleicht auch weiterhelfen kann.
Viele Grüße 🙂