Zwillingsthemen

Zwillinge sind irgendwie anders

Habt ihr damals Zwillinge in der Klasse gehabt oder die Hanni und Nanni Bücher gelesen und euch gefragt, wie es wohl so ist ein Zwilling zu sein?

Ich habe einen Zwilling, oder genauer gesagt, eine Zwillingsschwester. Wenn ihr den Film „Nell“ mit Jody Foster gesehen habt, dann könnt ihr euch vorstellen, wie wir in etwa aufgewachsen sind (nur sind wir natürlich in die Schule gegangen, waren also nicht komplett alleine). Für alle, die den Film nicht kennen: Meine Zwillingsschwester und ich sind in einem Wochenendgebiet mitten im Wald aufgewachsen, nur mit unserer Mutter. Man könnte sagen, dass wir dort schon etwas isoliert waren von anderen Kindern und einer Gemeinschaft, wie man sie vielleicht in einem Wohngebiet oder einem kleinen Dorf findet. Aber unsere Kindheit im Wald war wunderschön! Das Foto wurde übrigens in Australien gemacht, wo wir als Kinder auch eine Zeit lang gelebt haben. 

In der Schule waren wir eher Außenseiter

Ich weiß noch, wie unsere Mutter uns erzählt hat, dass sie uns, als wir kleine Kinder waren, angeboten hat mit uns auf einen Spielplatz zu gehen, als wir gerade dort in der Nähe waren. Meine Schwester und ich haben daraufhin entsetzt protestiert und gesagt: „Nein, da sind Kinder!“ Wir waren früher, als wir kleiner waren, so ziemlich ausschließlich in unserer Zwillings-Bubble und fühlten uns nicht so wohl, wenn wir in Kontakt mit mehreren Kindern treten sollten. Das lag vielleicht auch daran, dass wir bis wir 4 waren abwechselnd über längere Zeit in Australien und Deutschland gelebt haben. Durch das viele Reisen, zwischenzeitlich auch noch in andere Länder, haben wir natürlich keine anderen festen Kontakte aufbauen können.

Da meine Zwillingsschwester und ich schon immer zusammen waren, zurück in Deutschland zuerst in derselben Kita Gruppe und dann später in derselben Klasse, hatten wir es meiner Meinung nach schwerer das typische Sozialverhalten zu lernen, wie Kinder es erlernen, die alleine einer Gruppe von anderen Kindern gegenüber stehen. Sie öffnen sich, beherrschen bereits Smalltalk, lachen an den richtigen Stellen mit den anderen Kindern mit und bringen sich selbstbewusst in das Gespräch ein.

Da wir als Zwillinge immer uns hatten und so auf die Gunst der anderen Kinder nicht unbedingt angewiesen waren, haben wir diese Art Sozialverhalten in unserer Kindheit nicht richtig gelernt. Dass wir immer uns hatten, war aber zugleich auch ein Vorteil, weil wir dadurch eine Sicherheit hatten – Eine, die immer auf derselben Seite ist.

Wir hatten zwar immer Freunde, aber waren zugleich auch in der starken Position der „zwei gegen einen“, was bei Streitigkeiten mit den Freunden dann unsere Position gestärkt hat. Wir mussten uns nicht so richtig bemühen, um Anschluss zu finden, haben aber dadurch das sich um Freundschaften bemühen damals auch nicht gelernt, so wie meine Tochter das „übt“, wenn sie mit Gleichaltrigen zusammen ist. Das finde ich oftmals sehr beeindruckend.

Als Erwachsene das „Socializen“ lernen

So wirklich gelernt mich bei Gleichaltrigen „beliebt“ zu machen, zu smalltalken und alleine Freundschaften aufzubauen habe ich eigentlich erst, als ich mit meiner Tochter schwanger war. Von da an war die Brücke zu den anderen Frauen immer das verbindende Thema „Mama sein“. So habe ich das Socializen (eher unbewusst) geübt, beim Schwangerschaftsyoga, bei den Krabbeltreffs und den Play Dates mit den anderen Müttern und ihren Kindern.

Nichtsdestotrotz, kommen meine Zwillingsschwester und ich uns manchmal vor wie Aliens unter Menschen, weil wir doch irgendwie anders ticken, als all die Nicht-Zwillinge, die wir kennen. Und nur wir beide sind so harmonisch gleich in unserer Art. Auch wenn wir uns heutzutage eher selten sehen, sind wir gleich wieder ganz nah und vertraut, wenn wir zusammen sind.

Eine Zwillingsschwester ist auch die beste Freundin

Meine Zwillingsschwester (vorne) und ich auf unserem Pony

Wie wir damals stundenlang – ja, tagelang spielen konnten, vertieft in unsere Phantasiewelt, ist glaube ich schon besonderes unter Zwillingen. Da wir ja gleich alt und immer zusammen waren, hatten wir dieselbe Art zu spielen und dieselben Interessen. Ich habe als Jack Dawson Rose auf der Titanic das Leben gerettet, wir sind als Tim und Lex vor Dinosauriern geflohen in Jurassic Park (die Dinosaurier wurden gespielt von unseren beiden Hunden) und sind als Steinzeitmenschen durch den Wald gestreift. Überhaupt haben wir viele Filme nachgespielt, sowohl mit unseren zahlreichen Barbies, als auch mit uns selbst.

Auch haben wir später, wie man es als „typisch Zwilling“ kennt, gegenseitig unsere Sätze beendet, was für unsere Gesprächspartner sicher zugleich lustig und merkwürdig war. Auch das Sprechen in Filmzitaten war und ist immer noch ein Hobby von uns, bei dem unsere Mutter sogar mitgemacht hat. 

Insgesamt kann ich trotz der paar Schwierigkeiten, die wir gerade in der Schule manchmal hatten, aber sagen, dass es super ist ein Zwilling zu sein. Man hat die beste Freundin immer dabei und ist vielleicht nochmal anders miteinander verbunden, als Geschwister, die ein paar Jahre Unterschied haben. Ein Punkt, den ich da aber noch erwähnen kann, ist, dass unsere Streitereien, wenn wir uns gestritten haben, gerade später oft ziemlich heftig waren. Wenn man so ähnlich ist, dann streitet man eben auch ähnlich und bei uns war das dann in etwa so, als würde man mit seinem Spiegel streiten, was den Streit dann nur noch mehr angeheizt hat. Zudem glaube ich, dass unsere Mutter es oft nicht leicht mit uns hatte, denn auch bei ihr hieß es oft „zwei gegen eine“. Lustig waren aber ihre Anekdoten, wie wir damals als Krabbelkinder auf dem Flughafen in verschiedene Richtungen abgehauen sind 😀

Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt, um meinen Beitrag zu lesen! Seid ihr vielleicht auch ein Zwilling oder habt Zwillinge in der Familie? Ich freue mich auf eure Kommentare!

5 Comments

  • Till

    Erster! 🙂

    Zunächst einmal freue ich mich, das du deinen Blog jetzt gestartet hast und wünsche dir viel Spaß und Erfolg! :-*

    Schöner kleiner Artikel. Ja, ich habe tatsächlich Zwillinge in meiner Familie 😉
    Wenn man mit einem der beiden Zwillinge eine Paar-Beziehung führt, gibt es schon manchmal schwierige Situationen. „Zwei gegen einen“ – ja das kenn ich 😛
    … aber die Zwillinge wahrscheinlich auch? 😉

    Ich freu mich sehr, dass es mir bzw. uns gelungen ist eine Paar-Beziehung mit dem einem Zwilling und gleichzeitig eine freundschaftliche Beziehung mit dem anderen Zwilling zu führen. 🙂

    Till

  • Jana

    Hallo ihr beiden 😊

    Als Zwilling hat man eine ganz besonders enge Beziehung miteinander. Da kann es schwer für andere Menschen werden, eine Beziehung mit einem der beiden einzugehen. 😜

    Aber nur Mut! Geduld zahlt sich auch und mit der können sich alle auf die neue Situation einstellen.

    Ich bin auch sehr froh darüber, dass so auch eine gute Freundschaft zwischen dem Partner und dem Zwilling entstehen kann.

    Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg für deinen Blog und kündige mich hier auch schon mal leise an 😁

    Deine Schwes 😘

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