Wenn das Stillen nicht klappt – erzwingen oder Fläschchen?
Stillprobleme kennt wahrscheinlich jede Mutter mehr oder weniger, besonders am Anfang. Schon während meiner Schwangerschaft habe ich mich sehr auf das Stillen meines kleinen Babys gefreut. Ich habe mir vorgestellt, wie ich mein Baby, bis es vielleicht eineinhalb Jahre alt ist, fröhlich und problemlos stillen würde. Obwohl ich darauf eingestellt war, dass es kleine Anlaufschwierigkeiten beim Stillen geben könnte, nahmen die Probleme bald ein unerwartetes Ausmaß an.
Verständlicherweise war mein kleiner Liebling nach der Geburt sehr müde und daher nicht wirklich an meiner Brust interessiert. Natürlich versuchte ich meinen Sohn anzulegen, da er die wertvolle Anfangsmilch brauchte. Zuerst schien es auch zu klappen, aber er hörte sehr schnell wieder auf zu trinken und schlief ein. Ich tröstete mich damit, dass die Anfangsmilch sehr reichhaltig ist und mein Baby nicht so viel davon benötigte.
Als wir dann zu Hause waren, probierte ich immer wieder, meinen kleinen Sohn anzulegen. Obwohl mein Baby es versuchte, ließ er nach kürzester Zeit ab und fing an zu weinen. Wir wussten nicht, woran das liegen konnte: War er zu müde? Zu erschöpft? Zu hungrig und ungeduldig? Oder hatte ich einfach keine Milch? Ich probierte sogar verschiedenste Stillpositionen aus, leider erfolglos.
Die Hebamme wog mein Baby bei fast jedem Besuch und stellte fest, dass er immer leichter wurde. Eine gewisse Toleranz für Gewichtverlust gab es zwar in der ersten Lebenswoche, doch mein kleiner Schatz lag schnell darunter.
Die Milchpumpe als Alternative
Meine Hebamme legte mir ans Herz, nebenbei mit dem Abpumpen zu beginnen und die abgepumpte Milch mit einem Fläschchen zuzufüttern. Meinem Kind würde das Trinken aus einer Flasche leichter fallen. Hierfür lieh ich mir eine elektrische Milchpumpe aus, was von der Krankenkasse übernommen wurde. Trotz aller Bemühungen stellte ich fest, dass extrem wenig Milch durch das Gerät abgepumpt werden konnte. Mein Sohn nahm weiter ab.
Nach einiger Zeit riet uns die Hebamme dringend zum Zufüttern einer Fertignahrung. Der Toleranzbereich für das Gewicht meines Sohnes war unterschritten. So besorgten wir nach etwas Research eine Anfangsmilch von HIPP (HIPP Bio Combiotik 1).
Bei der Flaschenwahl war anfangs wichtig, dass sie anatomisch korrekt geformt ist, um unseren Sohn nicht völlig von der Brust zu entwöhnen. Wir entschieden uns für die Marke Lansinoh. Leider mussten wir feststellen, dass unser Baby diese Falsche gar nicht annahm. Das Trinken daraus war mühsamer, als bei anderen Fläschchen. Daher wechselten wir nach einigem Abwägen zur MAM Anti Kolik.
Ich gab das Stillen jedoch immer noch nicht auf und versuchte meinen kleinen Sohn anzulegen. Jedoch „nuckte“ er eher, als er trank und schlief dann direkt wieder ein. Um meine Milchproduktion zu erhöhen nutzte ich die Milchpumpe alle 3 Stunden – selbst nachts! Dementsprechend fühlte ich mich auch. Sogar die Einnahme von Boxhornkleesamenkapseln und bestimmten Müsliriegeln brachte keine Verbesserung.
Leider hatte ich einfach wenig Milch – zumindest wurde nur sehr wenig abgepumpt. Der Gedanke unbedingt stillen wollen, setzte mich zunehmend unter Druck. Mein Partner bereitete mir proteinreiche Gerichte zu, ich trank Malzbier – doch nichts half.
Das Fläschchen ersetzt das Stillen
Mein Baby wollte inzwischen nichts mehr von meiner Brust wissen. Warum auch? Kam die Milch doch so leicht und ohne Mühe aus dem Fläschchen. Überall las ich, wie kontraproduktiv es sei, das Stillen zu erzwingen. An einem Punkt musste ich mir eingestehen, dass es mit dem Stillen nichts mehr werden würde.
Nach mehreren Milchstaus und Mastitis reduzierte ich das Abzupumpen langsam, bis ich nach 5 Monaten anfing abzustillen. Innerhalb von 2 Wochen reduzierte ich das Abpumpen auf morgens und abends, dann auf einmal täglich und alle zwei Tage, bis ich schließlich ganz aufhörte.
Natürlich hatte ich Gedanken wie: Sollte ich es nicht doch noch einmal versuchen? Vielleicht würde es ja jetzt klappen? Abstillen ist so endgültig… Doch das Fläschchen hatte dieses Battle einfach gewonnen… Und mein Baby hungern und weinen zu lassen, damit es meine Brust doch wieder nimmt, hätte ich niemals übers Herz gebracht!
Gibt eine positive Seite?
Das einzig positive an der ganzen Sache war: Mein Partner konnte unseren kleinen Jungen auch füttern! Dadurch festigte sich die Beziehung zwischen unserem Baby und seinem Papa auf eine Weise, die sonst nicht möglich gewesen wäre. Ich habe in meinem Freundeskreis erlebt, dass Kinder, die ausschließlich gestillt wurden, sehr auf die Mutter fixiert waren. Teilweise den Vater sogar eine Zeit lang von sich wegstießen. Heutzutage bin ich der Meinung, dass es für die Vater-Sohn-Beziehung sehr gut war, dass auch er in der Lage war, zu füttern.
Auch nachts konnte mein Freund mir das eine oder andere Mal das Füttern abnehmen, sodass ich weiterschlafen und meine Kraftreserven wieder etwas auffüllen konnte.
Fazit
Abschließend kann ich sagen: Ich hätte mein Baby sehr gerne so lange wie möglich gestillt. Ich war mehr als frustriert und enttäuscht, als es einfach nicht klappen wollte. Jedoch nahm mein kleiner Schatz durch das Fläschchen endlich zu und wurde größer und stärker. Das war für mich viel mehr wert, als meine Vorstellungen gezwungen durchzuboxen.
Rückblickend war die Entscheidung Abzustillen und den Sieg der Flasche zu akzeptieren für meine Familie die Richtige. Es ist schwer, wenn man sich mit Müttern vergleicht, bei denen es ohne Mühe klappt. Man denkt, warum geht das bei mir nicht? Doch Frieden mit der Situation zu schließen und den Druck rauszunehmen war für mich richtig.
Jeder muss selbst entscheiden, welcher Weg für ihn am Besten ist. Ich wünsche euch alles Gute, egal wie diese Entscheidung ausfallen mag. Wie sind eure Still Erlebnisse gewesen? Oder habt ihr aktuell Probleme damit? Lasst uns gerne einen Kommentar da!
Liebe Grüße,
eure Jana